Dr. Martin Luther in der Philatelie
Briefmarken zum Thema "Martin Luther"

Wormser Geschichte mit Briefmarken erzählt

17. Jahrhundert

Im 17. Jahrhundert war Worms eine Stadt, die ständig von Krieg, Zerstörung und Tod heimgesucht wurde. Besonders die jüdische Gemeinde litt unter den immer wieder aufflammenden Unruhen. Doch das schlimmste Unglück sollte noch kommen, als französische Truppen die Stadt 1689 in Schutt und Asche legten. Die Geschichte von Worms in diesem Jahrhundert ist eine Chronik von Leiden und Zerstörung, aber auch von Mut und dem unerschütterlichen Willen zum Wiederaufbau.


Am 8. September 1601 wurde Worms in den frühen Morgenstunden von einem Erdbeben heimgesucht. Die Erde bebte so heftig, dass die Glocken von selbst zu läuten begannen, als ob sie die Stadt vor der drohenden Gefahr warnen wollten. Die Bürger erwachten in Schrecken und Furcht, viele flüchteten ins Freie, während die alten Mauern der Stadt unter dem Zittern der Erde stöhnten.





Am 2. Mai 1606 kamen die Jesuitenpatres August Turrian und Gisbert Bernardi aus Speyer nach Worms und übernahmen Predigt und Katechese. Zunächst predigten sie in einer der Pfarrkirchen, doch schon bald, ab 1608, fanden ihre Gottesdienste im majestätischen Dom statt. Die Jesuiten brachten eine neue spirituelle Lebendigkeit in die Stadt, was jedoch nicht ohne Konflikte verlief.
Im April 1615 brach ein tiefer sozialer und wirtschaftlicher Konflikt auf, als Spannungen zwischen den Zunftmeistern und dem regierenden Magistrat eskalierten.



Der Grund für die Unruhe lag auch in der Verschuldung der Handwerker bei den jüdischen Geldverleihern. Am Ostermontag des Jahres 1615 entlud sich die aufgestaute Wut in einem gewalttätigen Aufruhr. Die jüdische Gemeinde wurde über den Rhein vertrieben, ihre Häuser geplündert und zerstört. Die Synagoge wurde teilweise abgerissen, Grabsteine auf dem Friedhof umgestürzt und zerschlagen.


Wormbs. Panorama-Ansicht der Stadt Worms mit Stadtmauern, Wehrtürmen und vielen Kirchen, im Vordergrund Lastschiffe und Hebekran am Rhein.
Petrus Bertius (1556-1629), niederländischer Radierer
Verlag: Amsterdam: Janssonius, 1616



Am 16. Mai 1632 machten die verheerenden schwedischen Truppen unter Oberst Haubold nicht halt vor den heiligen Stätten der Stadt. Das Karmeliterkloster mitsamt der Kirche und der St. Annakapelle wurde dem Erdboden gleichgemacht. Die Karmeliter verließen daraufhin Worms und kehrten erst 1657 zurück, als Bischof Hugo Eberhard sie wieder in die Stadt aufnahm und ihnen die Stephanskirche zum Gebrauch überließ.
Im Jahr 1635 war die Rückkehr der kaiserlichen Garnison nach Worms ein Lichtblick inmitten der Dunkelheit des Krieges. Die schwedische Besatzung zog ab. Doch die Stadt war gezeichnet, ihre Bürger erschöpft und verarmt.




1637 Kapuzinerkloster Worms



Karl Ludwig von der Pfalz; Worms, Luther, Nibelungen, Schum
Karl Ludwig von der Pfalz
Karl Ludwig von der Pfalz; Worms, Luther, Nibelungen, Schum
2023 - Karl I. Ludwig
Heidelberg
Heidelberg
600 Jahre Universität Heidelberg, UNI Heidelberg, Churfürst Ruprecht I, Heidelberg
16.10.1986 600 Jahre Universität Heidelberg - Maximumkarte - ETSt. Churfürst Ruprecht I 1386 - Michel-Nr. 1299 (2)
1659 bot Kurfürst Karl I. Ludwig von der Pfalz der Stadt an, sie zur Hauptstadt der Kurpfalz zu machen und die Universität Heidelberg nach Worms zu verlegen. Die Stadt lehnte dies ab. Den Titel „Hauptstadt der Kurpfalz“ hatten bereits Heidelberg, Mannheim und Frankenthal. Der Vorschlag war ein Versuch des Kurfürsten, in der Stadt verstärkt Einfluss zu gewinnen, was die althergebracht dort Berechtigten, insbesondere der Rat der Stadt und der Bischof, nicht gutheißen konnten.








Die Pestepidemie, die in den Jahren 1666/67 über Worms hinwegfegte, forderte über 1000 Menschenleben. Fünf Mitglieder des regierenden Dreizehnerrates und mehrere lutherische Pfarrer fielen der Seuche zum Opfer. Die Bevölkerung schrumpfte dramatisch, und die Straßen der Stadt waren gespenstisch leer.


Die Ankunft der französischen Truppen 1688 läutete eine neue und schreckliche Phase ein. Die Juden erlangten gegen Geldzahlung einen Schutzbrief von Marschall Duras, der sie vor Übergriffen der Soldaten bewahren sollte. Doch als sie das kaiserliche Wappen am Judentor gegen das französische Königswappen austauschten, warf ihnen der Dreizehnerrat später Verrat vor.

1689 wurde die Stadt im Pfälzischen Erbfolgekrieg durch Truppen König Ludwig XIV. zerstört. Ein zeitgenössischer Bericht dazu stammt von Elieser Liebermann, Sohn von Juspa Schammes, den er bei Herausgabe des Werkes Ma’asseh nissim seines Vaters als Abschlusskapitel anfügte. Die Bevölkerung wurde vertrieben, und es dauerte etwa zehn Jahre, bevor das städtische Leben wieder in Gang kam.



Der schicksalhafte Tag des 31. Mai 1689 sollte die Stadt Worms für immer verändern. Um vier Uhr nachmittags, mit Trommelwirbel und auf Befehl von General Mélac (Pfälzischen Erbfolgekrieg durch Truppen König Ludwig XIV), wurde das Signal zur Zerstörung der Stadt gegeben.

Ein Feuersturm, entfacht durch Sprengungen und leicht entflammbare Materialien, verschlang die Stadt. Öffentliche Gebäude, Spitäler, Kirchen und 964 Bürgerhäuser gingen in Flammen auf. Die Bevölkerung floh in Panik, viele fanden Zuflucht in den umliegenden Wäldern und Dörfern.
In den Ruinen der einst so stolzen Stadt lebten nur noch etwa 1000 Menschen. Der Schaden wurde auf über 3 Millionen Reichsthaler geschätzt, eine unvorstellbare Summe. Doch trotz des enormen Leids und der Zerstörung gab es Hoffnung: Pläne für den Wiederaufbau wurden geschmiedet. Johann Friedrich Seidenbender verfasste Vorschläge für die Wiederaufrichtung der Stadt und legte den Grundstein für die Erneuerung von Worms.


Ein kleiner, aber bedeutender Schritt zur Wiederherstellung der Gemeinschaft war der Vertrag, der den Juden die Rückkehr in die Judengasse und den Wiederaufbau ihrer zerstörten Synagoge erlaubte. Die Leibeigenschaft wurde aufgehoben, und sie durften sich nun “Schutzverwandte” oder “Hintersassen” nennen. Diese Geste der Versöhnung und Anerkennung legte den Grundstein für eine neue Ära der Koexistenz und des Wiederaufbaus in Worms.

Die Geschichte von Worms im 17. Jahrhundert ist eine Geschichte des Überlebens und der Widerstandskraft. Trotz der schweren Prüfungen blieben die Bewohner der Stadt entschlossen, ihre Heimat wiederaufzubauen und die Narben der Vergangenheit zu heilen.


 
 
 
 
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